Shrek (Tecklenburg)

Shrek-Das Musical


Inhalt

Es kennt wohl nahezu jeder den DreamWorks – Film aus 2001. Shrek ist groß, grün, furchteinflößend und von der Welt gehasst. Früh wurde er von seinen Eltern in die Welt hinausgeschickt, in der er sich einen Sumpf sucht, abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Als Lord Farquaad alle Märchenfiguren in diesen Sumpf verbannt, muss er sich auf einen Handel mit diesem einlassen. Um seinen Sumpf zurückzubekommen, muss Shrek Prinzessin Fiona aus einem, von einer Drachenlady bewachten, Turm retten. Dabei stellt sich heraus, dass die, als Kind in den Turm gesperrte Prinzessin, gar nicht so prinzessinnenhaft und hilflos wie erwartet ist. Auf diesem Abenteuer, an dessen Ende Fiona Lord Farquaad heiraten soll, wird Shrek von dem Esel, dauerquasselnd, überdreht und leicht naiv, begleitet. Gemeinsam retten sie die Prinzessin und Shrek entwickelt Gefühle für sie. Nach einigen Missverständnissen und Strapazen finden die beiden, eine Prinzessin und ein Oger, letztlich doch zusammen.


Kritik

Eine grandiose Inszenierung stellt Ullrich Wiggers in Tecklenburg auf die Bühne. Wer dieses Stück zunächst als Kinderstück ansieht, liegt hier vollkommen falsch. Mit Witz, Komik und Gefühl an den richtigen Stellen bringen die FreilichtSpiele Tecklenburg das erste Abendstück der Saison 2017 auf die Bühne. Und das mit Erfolg. Dieser Theaterabend ist gewiss nicht vergeudet.

In der Rolle des Ogers Shrek ist Tetje Mierendorf zu sehen. Seine gesangliche Leistung könnte zwar insgesamt stärker sein, jedoch gleicht er dies durch sein großartiges Schauspiel allemal wieder aus. „Oger sind wie Zwiebeln […]“, meint er im Stück, „Sie haben Schichten“. Und genau das wird im Laufe des Stücks immer deutlicher. Shrek hat Schichten. Zuerst allen gegenüber abweisend und nur alleine glücklich legt er diese Schichten nach und nach ab. Der gefühlvolle Oger kommt zum Vorschein.

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Tetje Mierendorf und Roberta Valentini als Shrek und Fiona – © Stefan Grothus

Sowohl im Umgang mit Fiona, die er zuerst möglichst schnell wieder loswerden will, zum Schluss jedoch kaum gehen lassen kann, als auch in seinen Szenen mit dem Esel. Zuerst von dem niemals ruhigen Geschöpf genervt, findet Shrek in ihm schnell einen Freund, der durch seine Schichten sehen kann und der ihn mag. Diese Wandlung bekommt Tetje Mierendorf sehr gut hin. Sein komödiantisches Talent, das in einem Stück wie Shrek nicht fehlen darf, rundet die Rolle ab. Insgesamt eine gute Leistung.

Als Fiona stand Sophie Blümel als Vertretung für Roberta Valentini auf der Bühne. Auch bei ihr ist die schauspielerische Leistung hervorzuheben. Als quirlige Fiona, die keine typische Prinzessin ist, schafft Sophie Blümel es, Shrek zuerst in den Wahnsinn und dann in die Welt der Gefühle zu treiben. Als sie nach 8423 Tagen aus dem Turm befreit wird, schafft es Sophie Blümel die Lebhaftigkeit Fionas mit ihrer zwiegespaltenen Haltung gegenüber ihrer Hochzeit mit Lord Farquaad und dem Verlassen von Shrek zu verkörpern. An einigen Stellen hätte ich mir von ihrer Stimme zwar mehr Kraft gewünscht, ansonsten hat sie aber auch stimmliche eine gute Leistung abgelegt. Den Charakter Fionas hat man auch in ihrem Gesang wiedererkannt. Auch Sophies Spiel hat mit dem von Tetje Mierendorf schön harmoniert. Eine wunderbare Fiona.

Besonders hervorzuheben ist Thomas Hohler als Esel, der für den verletzten Dominik Hees die Rolle für die komplette Spielzeit übernimmt. Schon sein erster Auftritt, bei dem er durch die Zuschauerreihen vor den Wachen flieht, ist einen Lacher wert. Und dies zieht sich durch das gesamte Stück. Der hartnäckige Esel, der Shrek auf seinem Abenteuer begleitet ist vielleicht nicht der cleverste, doch gewiss der treuste Freund, den sich ein Oger wünschen kann.

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Thomas Hohler als Esel und „die drei heißesten Mäuse“ – © Stefan Grothus

Shreks abweisendes Verhalten nimmt der Esel überhaupt nicht ernst, er ist froh, einen Freund gefunden zu haben. Diese Naivität bringt Thomas Hohler fantastisch rüber. Mit Witz, Selbstbewusstsein und Charme begleitet er Shrek durch das Stück. Auch gesanglich ist seine Leistung sehr gut. Mit grandiosem Schauspiel, brillantem Gesang und viel Komik hüpft das „Navi mit Fell“ durch den Abend und bringt das Publikum zum Lachen. Teilweise lag ich persönliche fast unter der Bank. Für mich die beste Performance des Abends.

Als kleiner Lord Farquaad rutscht Robert Meyer auf Knien über die Bühne. Gesanglich gut, allerdings nicht der größte Sänger, schmettert er den Wicked-Ton in bester Elphaba-Manier über die Bühne. Die eine Hälfte des Publikums hat sich auch hier „tot gelacht“, wie es so schön heißt. Robert Meyer verkörpert den Diktator Dulocs mit viel Selbstbewusstsein und dem Versuch, seine geringe Körpergröße zu überspielen. Der Hass auf die Fabelwesen rührt aus Rache auf seinen Vater. Auch dies kommt beim Publikum gut an. Eine insgesamt gute Leistung.

Jennifer Kohls gesangliche Leistung war top. Als Verkörperung der Drachenlady hat sie zwar nur wenige Soloparts, diese nutzt sie allerdings voll aus. Ihre Leistung sorgt beim Publikum für tosenden Applaus.

Das gesamte Ensemble sowie der Chor sind in Tecklenburg gewohnt gut besetzt. Die Bühne ist gefüllt und der Ton und die Atmosphäre, die diese Menge an Sängern erschafft, ist einmalig. Die Tanzeinlagen des Ensembles sind beeindruckend und wie der Rest des Stücks mit viel Komik gefüllt. Ebenfalls hervorzuheben sind die leider viel zu kurzen Tanzeinlagen der Solisten. Diese können, meiner Meinung nach, definitiv verlängert werden.


Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Stück unter der Regie von Ullrich Wiggers in Tecklenburg definitiv sehenswert ist. Es ist „SHREKlich“ amüsant. Ich kann wirklich nur sagen: „Schaut es euch an. Es lohnt sich.“ Bei Bekanntgabe der Stücke wurde Shrek oftmals für ein Kinderstück gehalten. Doch das ist es nicht. Dieses Stück ist für alle. Sicherlich werden auch Kinder ihre Freude an dem Oger, dem Esel und Fiona haben, jedoch kommen auch Erwachsene hier zum Lachen, insbesondere Musicalgänger, die mehrere Stücke kennen, werden viele Anspielungen verstehen und doppelt so viel Spaß haben. Ein Stück, dessen Aussage am Ende durch Pinocchios „Ich bin stolz, ich bin aus Holz. Und das ist gut so“ deutlich wird. Wir sollten nicht wie Lord Farquaad sein und die „Freaks“ ausschließen, wir sollten froh sein, „Freaks“ zu sein. Das Stück ist vielleicht nicht mit den besten Kompositionen und den eingängigsten Liedern gesegnet, doch es ist definitiv eines der lustigsten Stücke und diese Inszenierung ist jeden Cent wert.


In zwei Worten

„SHREKlich lustig!“ 😆


Eure Träumerin Pia


Kreativteam

Regie – Ulrich Wiggers

Musikalische Leitung – Giorgio Radoja

Choreografie – Kati Heidebrecht

Bühnenbild – Susanna Buller

Kostümbild – Karin Alberti


Vorstellung

Besucht am: 08. Juli 2017; 20 Uhr

Theater: FreilichtSpiele Tecklenburg; Tecklenburg


Besetzung

SHREK – Tetje Mierendorf

FIONA – Sophie Blümel

ESEL – Thomas Hohler

LORD FARQUAAD – Robert Meyer

 

Ensemble:

 

PINOCCHIO – Nicolai Schwab

ROTKÄPPCHEN – Dörte Niedermeier

WOLF – Mathias Meffert

DRACHE – Jennifer Kohl

HÄNSEL – Kim David Hammann

GRETL / TEEN FIONA – Celine Vogt

HEXE / MAUS — Juliane Bischoff

STRUWELPETER / RATTENFÄNGER – Christian Fröhlich

FRAU HOLLE – Anne Welte

GESTIEFELTER KATER – Daniel Meßmann

PETER PAN – Fin Holzwart

TINKER BELL / MAUS – (Wer die Rolle der Tinker Bell an diesem Abend übernommen hat, ist mir leider nicht bekannt.)

PAPA OGER / Drachenkopf – Luciano Mercoli

MAMA OGER / SCHWEIN – Alexandra Hoffmann

KÖNIG HAROLD / Drachenkopf – Zoltan Fekete

KÖNIGIN LILLIAN / ASCHENBRÖDEL – Joyce Diedrich

PRINZ – Michael Thurner

MAX – Esther Lach

MORITZ – Andrew Hill

FROSCH – Johan Berg

ANFÜHRER DER WACHE / ZWERG – Guido Breidenbach

HAUPTMANN DER WACHE – Jan Altenbockum

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